Warum versuchen Sie Kunst zu verstehen? Versuchen Sie, ein Vogellied zu verstehen?
[Pablo Picasso]
Watch Art -zeitgenössische Kunst e.V.- hat sich im November 2012 in Dortmund, NRW gegründet.
Menschen aus den verschiedensten Sparten bildender Kunst haben sich auf den Weg gemacht, fangen Kunst ein, lassen sich inspirieren in der Arbeit mit Projekten der Kunst, dem Theater und der Literatur.
Der Verein hat seinen Sitz seit 2019 am Möhnesee, NRW.
Sinnfrei glitzerndes Sprachlametta?
Und das ist Kunst oder?
Das sagt mir was !?
Kunst als Möglichkeiten, Verantwortung zu tragen, gemeinnützige Projekte in Sachen Kunst zu fördern und zu organisieren.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Wir sehen uns als freie Künstler, die mit Respekt auf den gesamten Kunstbetrieb ihren Beitrag in Sachen bildender Kunst leisten. Wir freuen uns, wenn Sie uns auf unseren Wegen der Kunst begleiten werden. Kunst steht für sich selbst und ist wertfrei. Manche Kunst ist auch gegenstandslos.
1. Das kann ich auch
Unter dem Motto "wem gehört die Kunst und was ist Kunst" hat sich Watch Art zunächst die Frage gestellt, was eigentlich aus der Idee der 70er geworden ist, Kunst für eine breite Masse zur Verfügung zu stellen. Nichts ist daraus geworden. Kunst ist immer noch eine Sache der besser ausgebildeten Bevölkerungsschicht und der Bürgerinnen und Bürger mit mehr Geld. Damit ist Kunst Luxus für Wenige.
Für die Frage was Kunst sei, ergibt sich das weit verbreitete Parallelunsiversum der kreativen Kunstformel, die für jede Art Kreativität und sinnfrei glitzerndes Lametta Kunst heruntergebrochen hat auf alle möglichen Aktivitäten, die mit Kunst bezeichnet werden.
Für Künstler:
2. Hintergrund
Die Kulturnation Deutschland entwickelte sich hierbei zwischen 1933 und 1945 extrem regressiv, zudem menschen- und kulturfeindlich. Das Besondere daran war, dass, so Max Frisch 1948, zwischen Kultur und Politik, zwischen Lesen und Leben, zwischen Konzert und Straße eine säuberliche Trennung erfolgte. "Die säuberliche Trennung " sei verantwortlich dafür, dass Menschen, die sich mit "Geist und Inbrunst über Bach, Händel, Mozart, Bruckner, Beethoven unterhalten, ohne weiteres auch als Schlächter auftreten können".
Danach setzte im Laufe des Demokratisierungsprozesses nach 1945 eine Entwicklung ein, in denen z.B. der deutsche Kulturschaffende und Kulturfunktionär Hilmar Hoffmann begann, sich für eine Kultur einzusetzen, die für alle lebbar werden konnte. Die Kurzformel hieß "Kultur für alle". Das unter diesem Namen bekannt gewordene "Kulturmodell" [Gesellschaft durch Kultur, Teilhabe für alle] entstand zwischen 1970 und 1990, als Hoffmann Kulturstadtrat (Kulturdezernent) in Frankfurt am Main war. Er initiierte u.a. die städtische Förderung freier Gruppen im Kulturbereich. Die Arbeit des Sozialdemokraten wurde zum Synonym für eine erfolgreiche und richtungsweisende Kulturvermittlung.
Der Sinn war, vor allem Kultur für einen möglichst große Anteil der Bevölkerung lebbar und vor allem bezahlbar zur Verfügung zu stellen. Nur so, so die Theorie, sei es möglich, für die Zukunft zu verhindern, dass solch Unheil wiederholt Deutschland ereilen würde. Dies sah Hoffmann allerdings als Prognose nicht als Retrospektive.
Gemeinnützigkeit
Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts steuerbegünstigte Zwecke der Abgabenordnung. Der Verein ist selbstlos tätig; er verfolgt nicht in erster Linie eigene wirtschaftliche Zwecke: Satzung
Wem gehört die Kunst?
3. Generation kreativ
Statt einer empathischen Kunst- und Kulturnation sind wir nach derzeitigem Eindruck eine kreative Generation von Alleskönnern geworden. Das Prinzip, dass wir Kreative alles können und machen ist in und ungemein hipp, ein „privates Modell der Selbstentfaltung“, wobei im Kern der Begriff auch positiv sein kann, da er immer die Tendenz zur Entdeckung des Neuen beinhaltet [siehe Andreas Reckwitz].
Für das Profil des Künstlers ergibt sich, dass es ein leeres Füllwort ohne wirklichen Inhalt ist, da jedermann durch das Kreativitätsdispositiv den Begriff nutzen kann, wie er möchte. Der vielzitierte Beuys mit „alle Menschen sind Künstler“ sei auf dieser Plattform relativiert: Beuys hat die Erweiterung des Kunstbegriffs entwickelt. In diesem Zusammenhang hat er unter anderem gemeint:
„Jeder Mensch ist ein Künstler. Damit sage ich nichts über die Qualität. Ich sage nur etwas über die prinzipielle Möglichkeit, die in jedem Menschen vorliegt. Das Schöpferische erkläre ich als das Künstlerische, und das ist mein Kunstbegriff.”
Kulturell wurde Beuys Satz umgedeutet in „Alle Menschen sind Künstler“. Dies fließt mit Begeisterung in die Gesellschaftsgeschichte Deutschlands ein. Der Begriff wurde damit aufgesogen für alle die meinen, sie müssen kreativ sein und „Künstler sein“. Damit wird der Prozess Blumen schmücken, Stricken, töpfern, Bilder malen, Fotografieren, jegliche kreative Beschäftigung eine künstlerische Aktivität, welches das Profil eines Künstlers verwässert.
Mit der Entwicklung des Grundgesetzes wurde dem Deutschen die Kunstfreiheit geschenkt, die ohne Gesetzesvorbehalt gilt. Kunst entzieht sich allerdings der Definition, da man Sorge hat, wieder Fehler zu machen. Hier kann sich das Kreativitätsdispositiv künstlerisch in alle Richtungen gut entfalten. Als Kunst im Sinne von Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG wird daher die "freie schöpferische Gestaltung" bezeichnet, "in der Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse des Künstlers durch das Medium einer bestimmten Formensprache zur unmittelbaren Anschauung gebracht werden".
Seit Ende der 1970er-Jahre stellt der sogenannte Beutelsbacher Konsens so etwas wie die Leitlinie einer demokratischen politischen Bildung dar. Hier ging es darum, eine politische Unterwerfung der Kinder und Jugend unter einer politischen Haltung in Zukunft zu verhindern. Es ging daher nicht um einen Konsens zwischen den konkurrierenden Konzepten politischer Bildung, sondern um Regeln für die pädagogische Praxis, die unter einem öffentlichen Auftrag steht.
1. Überwältigungsverbot.
Es ist nicht erlaubt, den Schüler - mit welchen Mitteln auch immer - im Sinne erwünschter Meinungen zu überrumpeln und damit an der "Gewinnung eines selbständigen Urteils" zu hindern. Hier genau verläuft nämlich die Grenze zwischen Politischer Bildung und Indoktrination. Indoktrination aber ist unvereinbar mit der Rolle des Lehrers in einer demokratischen Gesellschaft und der - rundum akzeptierten - Zielvorstellung von der Mündigkeit des Schülers.
2. Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.
Diese Forderung ist mit der vorgenannten aufs engste verknüpft, denn wenn unterschiedliche Standpunkte unter den Tisch fallen, Optionen unterschlagen werden, Alternativen unerörtert bleiben, ist der Weg zur Indoktrination beschritten. Zu fragen ist, ob der Lehrer nicht sogar eine Korrekturfunktion haben sollte, d. h. ob er nicht solche Standpunkte und Alternativen besonders herausarbeiten muss, die den Schülern (und anderen Teilnehmern politischer Bildungsveranstaltungen) von ihrer jeweiligen politischen und sozialen Herkunft her fremd sind.
Bei der Konstatierung dieses zweiten Grundprinzips wird deutlich, warum der persönliche Standpunkt des Lehrers, seine wissenschaftstheoretische Herkunft und seine politische Meinung verhältnismäßig uninteressant werden. Um ein bereits genanntes Beispiel erneut aufzugreifen: Sein Demokratieverständnis stellt kein Problem dar, denn auch die entgegenstehenden anderen Ansichten kommen ja zum Zuge.
3. Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne seiner Interessen zu beeinflussen. Eine solche Zielsetzung schließt in sehr starkem Maße die Betonung operationaler Fähigkeiten ein, was eine logische Konsequenz aus den beiden vorgenannten Prinzipien ist. Der in diesem Zusammenhang gelegentlich - etwa gegen Herman Giesecke und Rolf Schmiederer - erhobene Vorwurf einer "Rückkehr zur Formalität", um die eigenen Inhalte nicht korrigieren zu müssen, trifft insofern nicht, als es hier nicht um die Suche nach einem Maximal-, sondern nach einem Minimalkonsens geht.
Quelle: Hans-Georg Wehling (1977): Konsens à la Beutelsbach? Nachzulesen zu einem Expertengespräch in: Siegfried Schiele / Herbert Schneider (Hrsg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, S. 173 - 184, hier S. 179f.
Die Diskussion ploppt heute auch wieder auf, siehe BpB
Geblieben ist auch im Wesentlichen (das schon 1933) verunglückte emotionale Verhältnis der Deutschen zur Kunst. Und das auch schon in der pädagogischen Praxis und damit ab der frühkindlichen Erziehung. Hier gibt es eher ein Kunstverstehen oder besser Kunstverständnis, keinen Prozess der lebbaren und fühlbaren Sinnesformen. Hieraus entwickeln sich die merkwürdigsten Stilformen. Unter anderem die vom Amtsgericht Kassel gedeckte Form des Hitlergrußes, bei der der Künstler meint, die Kunst befehle es ihm, was man jedenfalls fragwürdig finden kann, siehe Amtsgericht Kassel, Urteil vom 29.08.2013 - 240 Cs - 1614 Js 30173/12 -"Hitlergruß" während Kunstperformance: Keine Strafbarkeit wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Ebenso wichtig ist das Verhältnis von Kunst und Politik, siehe auch Vorsicht Kunst! Politik trifft Kunst.
Die Kunst ist frei und wird hoffentlich frei bleiben. Der Verein setzt sich ein für die vorurteilsfreie ungezwungene und emotionale Begegnung mit Kunst; für Aufklärung und Sensibilisierung emotionaler Wahrnehmung von Kunst, für die Verbindung von bildender Kunst, Literatur, Gesellschaft und Leben.
Kultur ist > oder < aber nicht = Kunst
Kultur ist die Bezeichnung für das jeweils lebendige Selbstverständnis der Zeit und dessen Zeitgeist. Es ist abhängig von der Regierungsform der Gesellschaft und dessen Möglichkeiten und wird oftmals mitbestimmt durch wissenschaftliche/ philosophisch-anthropologische oder pädagogische Anschauungen. Begriffe wie Ethik und Ästhetik fließen ein. Dadurch, dass der Mensch Veränderungen seiner Entwicklung mit in seine Entwicklung einbezieht, archiviert und wissenschaftlich bewertet, hat Kultur auch ein Gedächtnis, kann Bewältigungscharakter haben und blickt in der Zeit regelmäßig zurück um Prognosen für die Zukunft aufzustellen, die auch Kunst verändert aber sich immer an der Kultur messen muss. Kultur ist auch ein staatlicher Auftrag. Auch hier erhält er die Umsetzung seines Gedächtnisses. Kunst spielt dort auch eine Rolle, hat aber kein Alleinstellungsmerkmal. Kunst wird historisch so verstanden, dass sie in Kultur aufgehen soll, um wahrgenommen zu werden; kann dann auch eine bestimmte Aufgabe haben. Je zentralistischer das Staatsverständnis, desto mehr ist Kunst an die zivilisatorische Konvention des Staates gebunden.
Siehe Gesetzesgrundlagen der Verankerung der Kultur und BpB Kunst und Kulturpolitik.